2013 — Marokko (Motorrad)

Routenbeschreibung

Unsere erste große Motorradtour. Nachdem wir in den vergangenen Jahren „nur“ Touren innerhalb Europas gefahren sind (hauptsächlich 1-2 Wochen nach Italien), wollten Jürgen und ich einen größeren Trip machen.

Dazu haben wir uns mit „kleinen“ Enduros ausgestattet. Nach einiger Recherche ist unsere Wahl auf die Suzuki DR 650SE gefallen. Als Vorbereitung zu diesem Trip haben wir ein Endurotraining absolviert und einen Schraubertag bei HRT besucht. So vorbereitet konnte unser Abenteuer beginnen.

So sind wir zuerst im Schneetreiben über die Alpen nach Genua gefahren (es war Ende März), um von dort mit der Fähre nach Tanger überzusetzen.

In den drei Wochen sind wir nach Süden, über das Riffgebirge, den mittleren Atlas bis in die Ausläufer der Sahara gefahren. Bei Erg Chebbi haben wir Dünenfeeling erlebt.

Dann ging es über Ouarzazate in den Westen. Eine Tagestour zur Todra- und Dadesschlucht war ein „Muss“. Von dort haben wir den Hohen Atlas nach Norden überquert. Ein Kulturstop in Fes rundete die ganze Sache ab.

Tag 1 – 27.03.2013 Bayern – Italien

In der Nacht hat es nochmal geschneit und so muss ich im Schnee starten. Es ist frisch, als ich über den San Bernardino fahre. Aber die Sonne lacht und abseits der Straße liegen große Schneefelder, während die Straßen frei sind. Abends erreiche ich Besano am Luganer See, wo ich mich mit Jürgen treffen möchte, der spät abends noch ankommt.

Tag 2 – 28.03.2013 – Besano – Genua

Am Morgen fahren wir durch Italien bis Genua, wo unsere Fähre weggeht. Wir müssen etwas warten bis wir unsere Motorräder im Innern des Schiffs verstauen können. Da wir länger auf dem Mittelmeer unterwegs sind, haben wir uns diesmal eine günstige Innenkabine gebucht. Wir beobachten noch von der Fähre aus, wie total überladene Fahrzeuge der Marokkaner auf die Fähre fahren. Auch ein Goldwing-Club hat sich eingefunden, um nach Marokko zu fahren.

Morgens machen wir Zwischenhalt in Barcelona, aber wir verlassen das Schiff nicht. Interessiert beobachten wir aber das erneute Verladen.

Tag 3 – 29.03.2013 – Mittelmeer

Den Tag verbringen wir an Bord. Interessiert beobachten wir die Leute und kommen mit einigen ins Gespräch. Kompliziert wird es, als wir mitten in der Nacht auf Arabisch und in schlechtem Englisch per Lautsprecher aufgerufen werden, uns in der Mensa einzufinden. Beamte verteilen hier Anträge für die Einfuhrverzollung. Letztendlich gelingt es auch uns das Dokument hoffentlich korrekt auszufüllen…

Tag 4 – 30.03.2013 – Tanger – Chefchaouen

Um 16:30 können wir von Bord rollen, aber es dauert nochmal über eine Stunde bis wir die Zollformalitäten hinter uns haben. Da wir weder Arabisch noch Französisch sprechen orientieren wir uns an den anderen Mitreisenden und versuchen so unsere Stempel in die Ausweispapiere zu bekommen. Irgendwie gelingt es.

Unsere erste Strecke bringt uns in die Stadt Chefchaouen im Riffgebirge. Leider kommen wir spät an und haben kaum Zeit die Stadt anzuschauen, da wir nach einer Herberge suchen müssen.

Tag 5 – 31.03.2013 – Chefchaouen

Morgens sehen wir unter Jürgens Suzuki einen nassen Fleck. Noch ahnen wir nicht, dass uns dieser Fleck die nächsten 3 Wochen Probleme bereiten wird. Durch die steile Parkposition der Suzuki ist nachts Benzin in den Vergaser bzw. Luftfilter gelaufen. War der Benzinhahn evtl. nicht zu?? Wir fahren an dem Tag an Fes vorbei bis zu einem Hotel vor der Stadt Midelt. Die Landschaft wird trockener und das Wetter zum Glück besser. Da das Hotel recht abgelegen an der Hauptstraße liegt, haben wir keine Bedenken die Motorräder vor dem Hotel zu parken.

Tag 6 – 01.04.2013 – Midelt – Erg Chebbi

Gleich der zweite Tag bringt uns über den mittleren Atlas. Dieses Gebirge ist der östliche Ausläufer des Hohen Altasgebirges. Die Straße führt uns bis zu den Ausläufern der Sahara. Die Landschaft um uns bleibt interessant und die Temperatur nimmt langsam zu. Wir merken dass wir in Afrika sind.

Abends kommen wir in Erg Chebbi an. In einer Karawanserei können wir unsere Zelte aufschlagen. Im Nachhinein wird es das einzige mal sein dass wir campen, insofern hat es sich nicht rentiert, die Ausrüstung mitzunehmen. Nachdem die Zelte stehen gehen wir noch zu Fuß zu den Dünen, wo wir den Sonnenuntergang bewundern.

Erg Chebbi-Sonnenuntergang

Tag 7 – 02.04.2013 – Erg Chebbi

Dieser Tag ist dem Erg gewidmet. Ohne Gepäck auf den Motorrädern fährt es sich leichter und so machen wir uns auf, gegen den Uhrzeigersinn um die Dünengruppe zu fahren. Wir durchqueren ein verlassenes Dorf. Da wir noch keine Sanderfahrung mit den Motorrädern haben, vermeiden wir auch direkt auf die Dünen zu fahren. Dennoch genießen wir diese Atmosphäre.

Bei einer Rast in einem Restaurant in Hassilabied erholen wir uns von den Strapazen und Jürgen darf seinen Sturz verdauen, der ihm den Lenker ziemlich in die Rippen gebohrt hat. Dafür schmeckt uns das Nationalgericht – ein Eintopf, den wir in einer Tajine zubereitet bestellen. Dazu ein leckeres Fladenbrot.

Tag 8 – 03.04.2013 – Tagestour nach Jdeid

Auch am zweiten Tag in der Wüste nehmen wir unsere leichten DRs und fahren eine Strecke von MDMOT nach. Diese führt uns weiter nach Süden über Taouz nach Jdeid. Nachdem wir kurz in den Ort gefahren sind kehren wir um. Dieser Trip hat mir noch besser gefallen als der am Tag zuvor.

Alleine auf weiter Flur, kein Zeichen von Zivilisation bis zum Horizont, so haben wir uns das vorgestellt… wir fahren eine tolle Strecke wieder zurück zu unseren Zelten und als wir kurz vorm Erg sind, wird der Wind stärker, ein Sandsturm zieht auf und wir kommen erschöpft, aber glücklich wieder in der Karawanserei an. Nachts wird der Wind noch einmal stärker und es ist toll, im Zelt zu liegen, während draussen ein Sandsturm wütet.

Tag 9 – 04.04.2013 – Erg Chebbi – Tinghir

Leider müssen wir wieder aufbrechen. Der Weg führt uns nun südlich des Hohen Atlasgebirges nach Westen. Als wir am Nachmittag ein schönes Hotel nördlich von Tinghir erreichen, nutzen wir die verbleibende Zeit, um den Startproblemen bei Jürgens Motorrad auf den Grund zu gehen. Dazu legen wir den Vergaser frei und versuchen ihn mit unseren Bordmitteln zu putzen.

Tag 10 – 05.04.2013 – Rundkurs Todra-Schlucht & Dades-Schlucht

Ein Highlight, das alle Marokkoreisenden auf dem Plan haben … zumindest wohl alle Motorradfahrer.

Zuerst fahren wir durch hohe Steilwände durch die Todraschlucht nach Norden.

Wir gewinnen langsam Höhe und es wird kälter. Die Straße wird zu Schotter und Schneefelder liegen abseits der Straße. Irgendwann wird das Fahren zur Herausforderung und mehrmals legen wir die Motorräder in den Dreck. Auch die Kupplungshebel brechen und wir sind dankbar, Ersatz mitgenommen zu haben.

Als es dann wieder nach Süden geht und wir von den Höhen herabfahren, erreichen wir ein weiteres Highlight, die Dadesschlucht

Dadesschlucht

Erschöpft machen wir nochmal abseits der Straße in einem Restaurant Rast, um Kräfte zu tanken, dann geht es wieder zurück zu unserem Hotel bei Tinghir, wo wir unser Gepäck gelassen hatten. Nachdem dieses fest verzurrt ist, fahren wir erneut nach Westen, um spät abends bei einer Kasbah etwas nördlich von Kelâa M’Gouna Unterkunft zu finden.

Tag 11 – 06.04.2013 – Kelâa M’Gouna – Ouarzazate

Morgens können wir in der Kasbah auf einer Terrasse frühstücken und haben einen wunderschönen Ausblick in das Tal.

Kurz vor Ouarzazate halten wir nochmal für einen Fotostop an, dann geht es in die Stadt, die in den Filmen „Königreich der Himmel“, „Gladiator“, „Black Hawk down“ oder „Lawrence von Arabien“ weltbekannt wurde. Hier steuern wir die Pension von einem Holländer an, der für Motorradfahrer auch eine Werkstatt zu Verfügung stellt. Da Jürgens Suzuki immer noch Zicken macht, will er den Vergaser professioneller säubern.

Tag 12 – 07.04.2013 – Ouarzazate

Auf der Dachterrasse genießen wir ein leckeres Frühstück, dann geht es für einen Bummel zu Fuß in die Stadt. Wir besuchen die Festungsanlage und bewundern die tollen Ornamente in den Gebäuden.

Als wir wieder in der Herberge ankommen, wollen wir uns den Motorrädern widmen. Wieder einmal wird der Vergaser zerlegt in der Hoffnung, das Problem zu beseitigen. Nachdem wieder alles zusammengebaut ist, machen wir mit den Motorrädern noch einen Ausflug etwas südlicher zu den „Oasis de Fint“, wo wir uns nach einer Flussdurchquerung einen Tee in einem Ausflugslokal gönnen.

Abends bewundern wir den Sonnenuntergang auf den Dächern von Ouarzazate.

Tag 13 – 08.04.2013 – Tagestour um Ouarzazate

Erneut genießen wir den wunderschönen Sonnenaufgang über Ouarzazate mit dem Gebirge im Hintergrund. So eine Dachterrasse zum Frühstücken hat schon was….

Unser Herbergsvater, der Holländer, selbst Motorradfahrer, bietet sich an mit uns einen Tagestrip zu machen, was wir natürlich gerne annehmen. So fahren wir mit ihm durch militärisches Sperrgebiet, wo wir freundlich den Soldaten zuwinken…. er meint dazu nur, die kennen ihn schon. Wir dagegen hoffen, dass diese keine bewegten Ziele benötigen und fahren zügig weiter hinter ihm her.

Tag 14 – 09.04.3013 – Tagestour Richtung Askaoun

Wir brechen erneut auf. Wir wollen uns noch etwas weiter im Westen umsehen und fahren erneut ohne Gepäck los, um ein neues Enduro-Abenteuer zu erleben. Zunächst geht es auf normalen Straßen bis Tamarzirte, dann schrauben sich die Straßen langsam in die Höhe in das Gebirge hinein. Mit der Höhe kommt auch wieder Schnee und als uns Schneewehen auf den leeren Passstraßen stoppen, ist auch für uns an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken. Die ersten Wehen versuchen wir noch zu durchfahren, allerdings zehrt das an den Kräften und wir wissen nicht, ob es sich hinter dem Pass ändert.

Da wir dann alles nochmal zurückfahren müssen, kehren wir doch lieber wieder um. Dennoch ist dieser Tagesausflug ein tolles Abenteuer in den einsamen Gebirgsgegenden des Hohen Atlas gewesen.

Tag 15 – 10.04.2013 – Überquerung Hoher Atlas

Wir wenden uns nun wieder nach Norden – und damit dem Ende des Urlaubs zu.

Bis Nachmittags erreichen wir Demnate und können in dem Hotel Riad Aghbalou unterkommen.

Da es erst 15 Uhr ist, wollen wir uns noch etwas die Gegend ansehen und brechen nochmal auf. Zuerst nochmal in die Stadt hinein um zu tanken. Dann erkunden wir noch ein paar Seitenstraßen und die Karte verspricht eine interessante Rundtour Richtung Ait Boudar.

Eine Piste führt uns erst einen Hang hinauf, später dann wieder hinunter, wo ich plötzlich Jürgen hinter mir stürzen höre. Ich eile zurück um ihm zu helfen und zum Glück ist wieder nichts Schlimmes passiert. Erst unten werden wir mit einem größeren Problem konfrontiert – an einer Furt mit starker Strömung. Jürgen und auch ich haben wenig Lust, die anspruchsvolle Schotterstrecke nochmal zurück zu fahren – doch was tun, wenn auch vor uns der Weg blockiert ist. Glücklicherweise hält ein Geländewagen mit jungen Marokkanern, die uns helfen wollen. Zusammen heben wir die Motorräder auf die Ladefläche und durchqueren die Furt. Als wir uns bedanken wollen und auch einen Obolus zahlen möchten, weist der Fahrer und Wortführer dies entschieden von sich. Der Blick seines Kumpels verrät, er selbst hätte anders entschieden – wir können aber weiterfahren und haben eine gute Meinung von den jungen Landesbewohnern bekommen.

Tag 16 – 11.04.2013 – Fahrt nach Oufoud

Am nächsten Morgen geht’s erneut auf die Straße. In Oufoud können wir den bekannten Wasserfall bewundern. Als wir nachmittags unser Hotel erreichen, laden wir ab und fahren noch einen Trip durch die Gegend. Nach der Rückkehr nutzen wir eine Möglichkeit an einem Waschplatz, um unsere Motorräder mal abzustrahlen. Dass sich dabei sogar die Aufkleber lösen, beweist den hohen Wasserdruck. Da unsere Bikes nun wieder strahlen, können wir dem nicht nachstehen und gehen abends in ein Hammam, das der französische Herbergsvater für uns organisiert hat.

Tag 17 – 12.04.2013 – Fahrt nach Fes

Die Landschaft wird wieder farbenfroh auf dem Weg nach Fes.

Tag 18 – 13.04.2013 – Stadtführung durch die Suqs von Fes

Nachdem wir am Vorabend in Fes angekommen sind und bei der Tourist-Info eine Stadtführung organisiert haben, treffen wir uns heute am Vormittag mit dem Guide, um die Suqs zu besuchen. Man merkt dem Führer seine Lustlosigkeit an, als er uns durch seine Gassen führt.

Wie Jahre zuvor mit der Jugendgruppe besuche ich erneut mit Jürgen die Gerberei, den Handwerkermarkt und die obligatorischen Teppichläden. Jürgen möchte sich einen Djellaba kaufen, um zukünftig unerkannt durch die Gassen schleichen zu können – oder im kommenden Fasching sich einfacher verkleiden zu können. Vermutlich letzteres.

Tag 19 – 14.04.2013 – nochmal Fes

Erneut machen wir uns auf den Weg in die City, diesmal ohne Führer. Gemütlich lassen wir das Treiben auf uns wirken und genießen in einem Restaurant das bunte Leben um uns bei einem Glas Minztee.

Tag 20 – 15.04.2013 – Weiterfahrt nach Tanger-Med

Es geht weiter auf dem Heimweg und wir sind wieder im Riffgebirge angekommen. Gesten von Straßenhändlern locken mit rauchhaltigen Konsumgütern – die uns auf der Fähre sicher Probleme bereitet hätten…

Rechtzeitig erreichen wir am 15.04. unsere Fähre und checken ein. Ein aufregendes Land liegt hinter uns.

Tag 21/22/23 – 16/17/18.04.2013

Wir sind wieder auf dem Mittelmeer und halten morgens am 17.04. erneut in Barcelona an, um Passagiere zu entlassen oder neu aufzunehmen. Tags drauf sind wir in Genua und machen uns wieder auf den Weg über die Alpen nach Deutschland. Diesmal ohne Übernachtung erreichen wir am 18.04. abends unser Zuhause – nach über drei Wochen Marokko wieder glücklich daheim angekommen. Das war der erste große Urlaub mit dem Motorrad, der länger als 2 Wochen war. Jürgen und ich beschließen, dies nun regelmäßig zu machen und planen schon die Touren der nächsten Jahre – eine Mittelmeerumrundung – oder doch nur ’ne Ostseeumrundung – was ist machbar in 3 Wochen?…. Wir haben auf jeden Fall Geschmack gefunden an Motorradabenteuern, die weiter gehen als nach Verona und Florenz…

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